Sevillas Barrio Santa Cruz. Zwischen Klischee und Realität

Eingang zum ehemaligen Judenviertel, heutiges Barrio Santa Cruz, Sevilla

Das malerische Viertel im Zentrum der Stadt Sevilla, das von seinen Dimensionen in etwa dem mittelalterlichen Judenviertel entspricht, definierte sich in Zeiten, als der Tourismus noch boomte, als „Ausgehviertel“ mit unzähligen Straßencafes, Tapas Lokalen und Souvenirläden. Auf den von Orangenbäumen gesäumten Plätzen sah man aber mehr Touristen als Einheimische auf bunt gefliesten Bänken im Schatten sitzen. Durch die engen Gassen, gesäumt durch weiß getünchte Häuser mit üppig bepflanzten Innenhöfen, zogen tagsüber Scharen von Ausflüglern aus aller Welt und in den Lokalen waren meist alle Tische für Touristen belegt. Was wir Sevillaner - und ich zähle mich dazu, noch vor COVID 19 häufig als lästig empfunden haben, das würden wir jetzt gerne wieder herbeisehnen: Quirlige Menschenmengen und lärmende Bars mit einem kulturell gemischten Publikum.

Leider sieht die Realität zur Zeit anders aus. Längst werden die Einheimischen nicht mehr aus einem Stadtteil verdrängt, der zu einem Rundgang inspiriert, der mit zum Schönsten gehört, was Sevilla zu bieten hat. Doch die pittoresken Plätze bleiben trostlos, denn Läden und Lokale, an denen man vorbei schlendern möchte, sind geschlossen. Stattdessen findet man überall Baustellen; die wenigstens lassen auf bessere Zeiten hoffen.

Orangenernte in Sevilla

Plaza Doña Elvira, Barrio Santa Cruz Sevilla

Barrio Santa Cruz, Sevilla

Calle Mateos Gago, Sevilla

Das Santa Cruz Viertel, hat in den letzten Jahren einseitig auf Tourismus gesetzt und wird dafür von den Einheimischen jetzt mit Ignoranz bestraft. Während in anderen Stadtteilen Sevillas die Lokale wegen COVID wenigstens eingeschränkt geöffnet haben und auch aufgesucht werden, sind sie im Barrio Santa Cruz bis auf Weiteres zu oder die Läden stehen zum Verkauf. Souvenirs sind eben gerade nicht angesagt.

Gasse im Barrio Santa Cruz, Sevilla

Plaza de los Venerables, Barrio Santa Cruz, Sevilla

Die Pandemie hat uns alle in dieser Situation der Abschottung zurückgelassen. Um aus dieser erzwungenen Isolierung wieder herauszufinden, braucht es den Tourismus, und ich bin davon überzeugt, dass er mit mehr Entschlossenheit als zuvor, zurückkehren wird. Von einer Phobie des Overtourism, wie er das tägliche Leben vor COVID vor Ort zunehmend belastete, sind wir glücklicherweise weit entfernt.

Ermutigend ist in dieser Hinsicht ein Artikel vom 7. Februar im britischen The Telegraph:

https://www.telegraph.co.uk/travel/comment/seville-will-first-place-visi...