Sevillas Karwoche

El Gran Poder von Juan de Mesa, 17. Jahrhundert

Nirgendwo wird die Karwoche so inbrünstig gefeiert wie in Sevilla, wo alljährlich das leidenschaftlichste Fest der Christenheit mit vielen Osterprozessionen zu Ehren von Maria und ihres Sohnes ausgetragen wird. Von Palmsonntag bis Ostersonntag, das heißt im Spanischen während einer Semana Santa lang, wird die Passion Christi auf das Mitreißenste beweint und grenzenlos verherrlicht. So unglaublich, dass man es selber erlebt haben muss.

Die Bruderschaften ziehen dabei über Stunden durch die Stadt mit ihren engen Gassen von ihren Pfarrkirchen aus bis zur Kathedrale. Dabei werden sie von bis zu Tausenden Büßern in langen Gewändern und spitzen Hüten begleitet, die ihr Antlitz verbergen, den sogenannten Nazarenern. Vor allem aber tragen diese Laienbrüder die tonnenschweren mit Blattgold verzierten Altäre, auf denen mit lebensgroßen holzgeschnitzten Figuren der Tod, das Leiden und die Auferstehung Christi wiedergegeben werden.

Begleitet wird die Passion dann häufig von einem zweiten Altar auf dem die um ihren Sohn trauernde Mutter Gottes unter einem kunstvoll bestickten Brokat Baldachin von bis zu 30 Mann starken Costaleros getragen wird. Am Straßenrand gleichzeitig gefeiert und verehrt von Tausenden. Besonders eindrucksvoll sind diese Straßenprozessionen mit eintretender Dunkelheit, wenn die religiöse Begeisterung noch durch den Effekt der brennenden Kerzen verstärkt wird. Alles in allem eine Manifestation des Glaubens, irreal und unfassbar zugleich. 

 

 

Die Pasos oder Tragealtäre vom Balkon aus betrachtet.  Bruderschaft der MacarenerDie trauernde Gottesmutter unter dem Baldachin - Virgen del la Esperanza de Triana