Weihnachtsgebäck aus den Konventen Sevillas und ein bißchen mehr

Nonnen des Klausurklosters Santa Maria de Jesus verkaufen dulces

 

Kürzlich wurde mir auf einem meiner Spaziergänge durch Sevillas historischer Altstadt wieder einmal bewußt, wie gefragt das süße Gebäck der Nonnen, im Spanischen dulces genannt, gerade in der Weihnachtszeit ist. Ich genieße das Privileg mitten im Zentrum Sevillas zu wohnen und damit Tür an Tür mit den Nonnen der Konvente Madre de Dios, San Leandro, Santa Maria de Dios oder Santa Paula, um nur einige wenige zu nennen. Vor den Toren dieser Klausurklöster stehen die Sevillaner in diesen Tagen Schlange, denn dass Gebäck aus Mandeln, Honig, Pistazien, Eigelb und Orangen hat Tradition, wie auch die Herstellung nach uralten Rezepten.

Verkauf der dulces von Santa Maria de Dios

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich vor ein paar Jahren das Vergnügen hatte, eine Rundfunk Journalistin auf einem Sonntagsspaziergang zumThema Andalusien – Süßes von den Nonnen in Sevilla zu begleiten. Mehr dazu können sie in der Aufzeichnung des Deutschlandfunks vom 5.05.2016 nachlesen. 

https://www.deutschlandfunk.de/andalusien-suesses-von-den-nonnen-in-sevi...

In den vergangenen Jahren wurden die dulces der Nonnen aus den umliegenden 17 Konventen immer zum Festtag der Inmaculada Concepcion Anfang Dezember im Real Alcazar dargeboten. Dieser Termin fiel leider dieses Jahr wegen der COVID Epidemie aus. Umso engagierter zeigen sich die Sevillaner derzeit, indem sie ihre Nonnen nicht auf den „Plätzchen sitzen lassen“ und die süßen Köstlichkeiten direkt vor Ort, am Torno kaufen; so heißt die Drehscheibe über die das bestellte Gebäck an die Kunden überreicht wird, ein Art Sichtschutz sozusagen. Eine Ordensschwester des Klausurklosters Madre de Dios aus dem 15. Jh., das noch 9 Dominikanerinnen beherbergt, konnte diese Form der Nächstenliebe kürzlich nicht besser in Worte fassen: „De verdad. Me emociono porque siento la cercanía de Dios en el pueblo“ (In der Tat. Ich fühle mich gerührt, den ich spüre die Nähe Gottes durch das Volk).

Sevillaner kaufen dulces im KOnventSanta Maria de Jesus

Plakat Dulces de los conventos de Sevilla

Die in Klausur lebenden Nonnen verlassen ihren Konvent nicht, um Hilfe zu erbitten. Sie bekommen auch  keine finanzielle Unterstützung; das heißt, sie erhalten ihre Einahmen durch den Verkauf ihrer selbst hergestellten Produkte, wie Gebäck, Marmeladen etc. - kurz gesagt, um sich autonom zu halten, gilt für die Schwestern seit Pius XII „bete und arbeite“ ORA ET LABORA. Ansonsten sind sie eben auf Almosen angewiesen.

Heute sind die Klausurklöster für die wenigen noch berufenen Nonnen viel zu groß. Der Verlauf der Zeit macht es unumgänglich, dass sie immer mehr Hilfe von außen erbeten, wenn es darum geht, seit Generationen gepflanzte Bäume zu beschneiden, Gärten zu pflegen oder die feuchten, unzähligen und kaum bewohnten Räume instand zu halten.

Gegründet wurden die Konvente  in Zeiten, in denen der Glaube und die Großzügigkeit der Gläubigen solche Architekturen möglich machten. Die frühesten Klostergründungen gehen zurück auf  die Zeit der reconquista nach 1248, als Sevilla durch König Ferdinand III von den Mauren befreit wurde. Die ersten und größten Konvente, wie San Clemente und Santa Clara werden bereits im 13. Jhd. gegründet und standen unter direktem Schutz des Königs und seines Sohnes Alfons X. In den zwei darauffolgenden Jahrhunderten entstehen zahlreiche Konvente die, betrachtet man sie im Stadtbild, sich alle innerhalb der von den Almohaden errichteten Stadtmauer aus dem 13. Jhd. befinden, und zwar im unbewohnten Teil am Rand der Stadt im Norden. Dort gab es noch ungenutzte Grundstücke ohne angebundene Verkehrswege, die im Besitz der Benediktiner bzw. ihres Reformordens, der Zisterzienser waren (siehe San Clemente und Santa Clara). Das monumentale Zentrum des Klerus mit Kathedrale und des Königs mit Real Alcazar, entstand im Süden, in unmittelbarer Nähe des Guadalquivir Flusses. Den reichen Familien wiederum, die an der reconquista beteiligt waren bzw. am Grenzkrieg mit Granada in der zweiten Hälfte des 15 Jh., wurden Parzellen im Norden zugesprochen. Anschließend vom König geadelt, unterstützten sie die Nonnen mit ihrem Geld oder schickten eine Tochter als Anwärterin ins Kloster - selbstverständlich großzügig ausgestattet mit einer ansehnlichen Mitgift.